DIESE LEUTE, DIE HIER MIT SO VIEL
LEIDENSCHAFT UND MUT ARBEITEN,
VERDIENEN UNSERE BEWUNDERUNG
UND VERDIENTEN ES, VON DEN STEUERN
BEFREIT ZU WERDEN

Napoleon, 16. Mai 1800

Die 3 Sonnen

Dieser waadtländische Weinberg im Herzen des Lavaux, zwischen Lausanne und dem Schloss Chillon, zählt – zusammen mit dem Calamin – zu den renommiertesten Herkunftsbezeichnungen des Kantons. Er ist an steilen Abhängen auf von Menschen erbauten Terrassen angelegt, die sich bis zum Genfersee erstrecken. Hier profitieren die Reben von den «drei Sonnen»: von der direkten Sonnenbestrahlung, von der Abwärme der Mauern und von der Rückstrahlung des Sees. Die hier gereiften Trauben haben einen höheren Zuckergehalt, die Weine bestechen durch ihre schöne Struktur.

Eckdaten

Anbaufläche
54 ha
Höhenlage der Rebberge
von 375 m am Genferseeufer bis 550 m beim Tour de Marsens
Niederschläge
Durchschnittliche pro Jahr: 1100 mm
Jahrestemperatur
Durchschnittliche Jahrestemperatur : 10,5°
Rebsorten
Chasselas Fendant roux(90 %)

Im Jahre 2012 wurden 437’293 l Wein mit der Herkunftsbezeichnung Dézaley Grand Cru produziert, davon 398’283 l Chasselas (90 %) und 39’010 l Rotwein (10 %).

Eine optimale Sonneneinstrahlung

Wie das ganze Lavaux profitiert auch das Dézaley wesentlich vom Einfluss des Genfersees. Mit durchschnittlich 2° C im Januar sind die Winter relativ mild. Die Niederschläge verteilen sich über das ganze Jahr; am Trockensten ist es zwischen Oktober und April. Aufgrund der Süd-/Südwest-Ausrichtung und den hohen Felswänden im Rücken sind die Rebberge vor den kalten Nordwinden geschützt und profitieren von einer optimalen Sonneinstrahlung. Nach dem Schatten in den frühen Morgenstunden geniessen sie die Sonne bis am Abend. Dank der steilen Hänge fällt der Thermik eine entscheidende Rolle zu: Während des Tages erwärmt sich das Wasser des Sees, die Luft steigt an, eine leichte Brise erhebt sich und streicht über die Reben. Des nachts erkaltet die Erde schneller und der Wind weht in der umgekehrten Richtung. Damit sind sowohl eine konstante Durchlüftung des Rebenlaubes als auch ein gleichbleibender Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht gewährleistet. Die ideale Exposition der Rebberge des Dézaley ermöglicht eine frühere Ausknospung und eine spätere Weinlese. Die Vegetationszeit ist hier zwei Wochen länger, als im kantonalen Durchschnitt.

Rebhänge mit bis 100 % Neigung

Das Terroir des Dézaley mit seinen nach Süd-/Südwest ausgerichteten Steilhängen besteht zur Hauptsache aus Mergel und Nagelfluh. Dieses ganz besondere Gestein entstand vor 20 bis 30 Millionen Jahren. Als sich der Rhone-Gletscher 10’000 Jahre vor unserer Zeit zurückzog, hinterliess er hier weniger Spuren als anderswo, weil er in Rivaz von einem Felsvorsprung blockiert wurde.

Aus diesem Grunde ist der Anteil der Moränen geringer, als in den anderen Anbaugebieten. Die Böden des Dézaley sind deshalb im Wesentlichen besonders kalkhaltig. Durch die terrassenförmige Anlage der Rebberge kann das Wasser zurückgehalten werden, wodurch ein guter Wasserhaushalt gewährleistet wird.

Rebbau-Technik

Traditionsgemäss wurden die Reben nach der Gobelet-Methode zurückgeschnitten, eine Reberziehungsart, die enorm arbeitsintensiv ist. Jedoch, im Verlaufe der letzten Dezenien, stellte man zunehmend auf Stahldrähte um, auf eine senkrecht zum Boden stehende Guyot- oder Cordon Royal-Spaliererziehung. Dennoch wird weiterhin die Gobelet-Methode (etwa zu 35 %) angewandt. Auf den Terrassen über den Steinmauern werden vor allem rote Rebsorten angepflanzt. Die Pflanzendichte ist aufgrund der starken Neigung der terassierten nur schwer einzuschätzen; generell werden pro Hektare 9’000 bis 12’000 Rebstöcke angepflanzt, was sehr viel ist. Der Ertrag liegt im Durchschnitt bei einer Flasche pro m2.

Symbolträchtige Mauern

Ohne diese Mauern wäre das Dézaley undenkbar. Sie halten die Erde zurück und machen so den Rebbau an diesen Steilhängen erst möglich. Grob gesagt entspricht die von den Mauern beanspruchte Fläche in etwa jener der Reben. Auf den ersten Blick hat man den Eindruck, dass es sich um Trockenmauern handelt, aber in Wirklichkeit wurden sie, schon im Mittelalter, mit Kalkmörtel gebaut. Ihr Unterhalt erfordert nicht nur ein enorrmes Fachwissen sondern auch einen grossen Zeitaufwand, was hohe Kosten verursacht.
Auszug aus dem Buch von Charles-Ferdinand Ramuz
«Auf den Pfaden des Dichters»
«Bovard schon wieder in seinen Reben …Und der liebe Gott höchst persönlich hat entschieden, dass es ein Rebberg sein soll, nachdem er den Berg so ausgerichtet hatte, wie es sein muss. Er sagte: ‘Ich werde absichtlich einen schönen Abhang erschaffen, mit der Ausrichtung und der Neigung, die es braucht, und ich werde noch ein Gewässer hinzufügen, damit so, neben dem Sonnenschein von oben, zwei weitere Sonnen von oben nach unten, und von unten …’ Der liebe Gott hat den Hang erschaffen, aber wir haben dafür gesorgt, dass er hält und, dass er erhalten bleibt. Also: würde sein Kleid aus Steinen erst heute gewürdigt?, sagt er noch. Anderswo begnügt sich der Mensch mit ansähen, pflanzen und umackern; wir haben zuerst Pflanzkästen bauen müssen, schaut ‘mal hin, ob es wahr ist, was ich sage; in Pflanzkästen, völlig alles in Kästen anbauen und diese Kästen übereinander stapeln … Er zeigt sie mit seiner Hand, die ruckartig höher und immer höher steigt, entlang der viereckigen Mauerwerke, die wie Treppen nach oben führen. Das ist nicht mehr natürlich, das ist hergestellt. Alles wurde von uns erschaffen und nur dank uns hält es auch; es ist kein Abhang mehr, es ist eine Konstruktion, es ist ein Turm, es ist die Vorderseite einer Festung. … Seit uralten Zeiten, seit wir existieren, seit den Römern und den Mönchen, seit alten Zeiten, seit uralten Zeiten; es wird hier immer noch Abtei genannt, es gibt den Wein der Äbtissinnen, es heisst Priorei, lauter Namen und Werke aus dieser Zeit. Und schaut doch diese Mauern an, Mauern soweit das Auge reicht, soweit der Blick von oben nach unten, von links nach rechts schweift. Wie viele sind es? Sie waren nötig, ohne sie wäre die Erde abgerutscht. Man hat also eine erste Mauer gebaut, dann eine zweite, dann noch eine, und dann zehn, und hundert und dann tausend, zuerst am Seeufer, darauf sind sie aufgestiegen, mit unseren Möglichkeiten gestiegen bis zum Himmel, und wenn sie noch weiter hätten klettern können, hätten sie es getan … Seit alten Zeiten, von allem Anfang an, von Jahr zu Jahr: die Römer, die Mönche, die Menschen in Roben, die Menschen in Hosen, weitere und immer weitere, und dann unsere Urgrossväter, die Grossväter, dann unsere Väter, und dann wir: wiederaufbauen und ständig wiederaufbauen, unterhalten, nochmals zementieren; jedes Jahr Erde auf dem Rücken nach oben tragen, mit Tragkörben den ganzen Hang erklimmen; nachschauen, wo es geplatzt ist, wo der Berg nach vorne drückt, da wo der Stein nachgibt, wo er Risse hat; und Löcher stopfen, Risse ausbessern, den Berg zurückdrängen, sicherstellen, dass es trotzdem hält, dass es erhalten bleibt – vielleicht hält es seit zweitausend Jahren, aber es hätte nicht gehalten, wenn wir uns nicht eingemischt hätten, wenn wir nicht immer wieder aufgebaut hätten, die ganze Zeit.

Hier hält er inne, erschöpft von all diesen Worten».

Kontakt

Association Appellation Dézaley Grand Cru
Jean-François Chevalley
Président
Route du Treytorrens 1
1096 En Dézaley

info@dezaley.ch